satirische Betrachtungen zu urbanen Themen

SUV-ZONE

/ von Georg Jahnsen

Das BXM-Rad machte die Stadt zum Spielplatz für die Coolen. Als zu Beginn der 80er Jahre die Familien scharenweise den Städten den Rücken kehrten (weil "die Kleinen" in der Stadt ja nicht in der Natur spielen können) entdeckten ebenjene den Coolheitsfaktor und die Möglichkeiten der Stadtlandschaft mit ihren Minifahrrädern.
Nun ist die Generation-BMX erwachsen geworden und kurvt in ihren SUVs durch unsere Städte. Bei ihren Vehikeln ist zwar das "X" aus dem Namen gefallen (engl. Kürzel für "cross"), doch stattdessen steht das Motto "x-tausenmal quer" für Kontinuität: Früher waren sie auf die künstlich angelegten BMX-Bahnen oder die irrwitzigen Betonlandschaften der innerstädtischen 80er Jahre Fußgängerzonen angewiesen, die ihnen die geliebten Hindernissparcours boten. Heute können sie ihrer Passion bequem nach der Arbeit vor der eigenen Haustür bei der Suche nach einem Parkplatz nachkommen.

Doch der Spaß wird akut bedroht: Die Akribie und der Ordnungswille der Sicherheitswächter in den Rathäusern will die Stadt clean und glatt. Hell, freundlich, gefahrlos und gut erreichbar wollen es auch die Marketing-Strategen und Quartiersmanager haben, damit der geliebte Einzelhandel nicht leidet. Lockt man so die zahlungskräftige Kundschaft mit den bulligen Spaßautos in die Zentren?


Was wir in unseren Städten brauchen sind analog zu den "30er Zonen" die so genannten "SUV-Zonen":

Die Erneuerung und Instandhaltung der Wege und Straßen erfolgt hier nur noch alle 35 Jahre, und dann auch nur oberflächlich. Vorbild können die Entwicklungs- und Schwellenländer sein. Auf Straßenentwässerung und Straßenbeleuchtung kann komplett verzichtet werden; schließlich hat jeder halbwegs ernstzunehmende Pickup vier Flutlichscheinwerfer am Überrollbügel und eine Bodenfreiheit von mindestens 85 cm. Neue Stellplätze entstehen durch den Wegfall jeglicher Parkierungsregeln - wer nicht an sein Haus kommt macht Gebrauch von der Seilwinde am Bullenfänger.


Überflüssig zu erwähnen, daß dadurch die städtischen Haushalte spürbar entlastet werden. Die Lobbyarbeit wird ein Kinderspiel. ADAC, übernehmen Sie!

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